Gesamtsynode - Digitaltagung 15.1.2021

Die Gesamtsynode der Evangelisch-reformierten Kirche tagt am Freitag, 15. Januar 2021, erstmals digital. Auf der Sitzung werden zum großen Teil die Themen nachgeholt, die bei den ausgefallenen Tagungen im Mai und November auf der Tagesordnung standen. Wichtigstes Thema der 61 Synodemitglieder ist der Haushalt für das Jahr 2021. Die Tagung beginnt um 9.00 Uhr mit einer Online-Andacht.


Berichte zur Gesamtsynode

Erstmals digital - Synode unter Corona-Bedingungen

Ein ganz ungewohntes Bild an diesem Morgen in der Johannes a Lasco Bibliothek in Emden. Stühle und Tische stehen ganz anders, nur ein paar Menschen sitzen vor Bildschirmen. Nur das Moderamen der Gesamtsynode ist an diesem Morgen am eigentlichen Tagungsort zusammengekommen - mit Abstand in der Großen Kirche in Emden. Zu Beginn der Synode pilgert niemand in die benachbarte Schweizer Kirche, um dort Gottesdienst zu feiern. Der ist diesmal auch digital und kommt per Stream oder via YouTube zu den übrigen 51 Synodenmitgliedern. Die sind alle per Videokonferenz zugeschaltet.

Eine ungewohnte Situation auch für Präses Norbert Nordholt, der einräumt, dass er schon etwas unruhig ist, ob alles so wie geplant klappen wird. Und so ruckelt es auch zunächst und es dauert zwei Minuten, bis er aus dem Bildschirm zu den 60 weiteren Mitgliedern der Gesamtsynode sprechen kann.

Als erstes müssen die 61 Synodalen bestätigen, dass sie diese Gesamtsynode in Form einer Videokonferenz durchführen können. Als dieser Beschluss gefasst ist, läuft es flüssiger.


Wahlen

Steffi Sander, Pastorin in Hinte, Groß-Midlum und Westerhusen, ist in das kirchenleitende Moderamen der Gesamtsynode gewählt worden. Die 43-jährige Theologin ist damit Nachfolgerin von Reinhild Gedenk aus Emden, die im Frühjahr aus dem Gremium ausschied, als sie neue Pastorin im Landeskirchenamt wurde. Insgesamt gehören zehn Personen dem Moderamen an, acht werden von der Gesamtsynode gewählt, der Kirchenpräsident/die Kirchenpräsidentin und der Vizepräsident oder die Vizepräsidentin gehören ihm Kraft ihres Amtes an.

Kirchenpräsident Martin Heimbucher wurde von den Synodalen in den Rat der Konföderation evangelischer Kirchen in Niedersachsen entsandt, sein Vertreter ist Vizepräsident Helge Johr.

Außerdem standen Wahlen in die Synode der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) an: Gewählt wurden hier Jakobus Baumann und Reiner Rohloff. Deren Stellvertreterinnen wurden jeweils Ulrike Gschwendner-Kamper und Inge Hasebrock sowie Friedhelm Stemberg und Steffi Sander,


Ein Jahr im Zeichen von Corona

Der Bericht des Moderamens fasst regelmäßig wichtige Themen und Ereignisse in der Evangelisch-reformierten Kirche zusammen, diesmal blickt er auf das ganze Jahr 2020 zurück und liegt in schriftlicher Form vor. Es geht natürlich um ein dreiviertel Jahr im Zeichen der Corona-Pandemie. Ausdrücklich dankt der Bericht, wie in den Monaten unter Kontaktbeschränkungen mit "Einsatzbereitschaft und Kreativität" das kirchliche Leben am Leben gehalten haben: durch neue digitale Angebote, durch das Kennenlernen von Videokonferenzen. Etwa 150.000 Euro hätten die Kirchengemeinden aus einem Sonderfonds der Landeskirche abgerufen. Das Moderamen verschweigt aber nicht, dass etwa "das gemeinsame Singen am Bildschirm ein Notbehelf" bleibe. Besonders den Sakramenten Taufe und Abendmahl fehle "die leibhafte Gemeinschaft". Auch Synodale weisen deutlich auf die Verluste hin, die sich aus den Kontaktbeschränkungen ergeben. Nach dem Ende der Pandemie würden die Menschen mit neuer Begeisterung, Gottesdienstes, Gruppen und Kreise besuchen.

Das Moderamen kündigt an, dass der 2014 angestoßene Impulsprozess nach gut fünfjährigem Verlauf beendet werden solle. Er habe das "Problembewusstsein und das Selbstbewusstsein" in den Presbyterien gestärt. Besonderes Augenmerk solle zukünftig auf die Aus- und Fortbildung gerichtet werden. Kirchenpräsident Martin Heimbucher betonte, dass die im Prozess entwickelte Kultur der gemeinsamen Entwicklung von Themen fortgeführt werden müsse. In den Blick solle dabei die Kommunikation mit den Nicht-Verbundenen geraten: "Wie erreichen wir Gemeindeglieder und Nachbarn, die nicht bei uns sind." Unter der Überschrift "Kirche, die mich angeht" starte in den kommenden Monaten eine digitale Talk-Reihe.

(Bericht des Moderamens zum Nachlesen)


Vikarinnen und Vikare aus der Evangelisch-altreformierten Kirche sollen zukünftig ihre Ausbildung auch in der Evangelisch-reformierten Kirche absolvieren können. Die Gesamtsynode veränderte den 2003 mit den Altreformierten geschlossenen Kooperationsvertrag. Gültigkeit erlangt die Neuregelung, wenn die Altreformierte Synode zustimmt.


Finanzen in Zeiten der Pandemie

Auch das Thema Kirchenfinanzen steht im Zeichen der Corona-Pandemie. Die Synodenmitglieder scheinen fast erleichtert zu sein, dass die Evangelisch-reformierte Kirche finanziell das Jahr 2020 glimpflich überstanden hat. Zu dem von Vizepräsident Helge Johr schriftlich vorgelegten Bericht gibt es nur wenige Fragen. Trotz deutlich negativerer Prognosen zur Mitte des Jahres 2020 sind die Kirchensteuern 2020 nur um fünf Prozent gegenüber der Planung zurückgegangen, das sind aber immerhin 1,6 Millionen Euro. Mit einem Nachtragshaushalt können Pandemie-bedingte Zusatzausgaben abgefedert werden. Dazu gehören die schon genannten Zuschüsse für alternative Gottesdienstformate, Stornogebühren für Jugendreisen und ein Fonds zur Abfederung von Einnahmeverlusten im Haus Blinkfüer, Kloster Frenswegen und bei der Johannes a Lasco Bibliothek. Außerdem beteilige sich die Reformierte Kirche mit 60.000 Euro an Sonderzahlungen an die Partnerkirchen in Afrika und Osteuropa, um dort Coronafolgen abzumildern.

Der Finanzbericht warnt erneut vor den Folgen der Mitgliederentwicklung. So verliere die Reformierte Kirche jedes Jahr durchschnittlich 2.200 Mitglieder und auch die Anzahl der Kirchenaustritte nehme zu. Für die zukünftigen Jahre laute daher die Herausforderung: „Kirchenmitgliedschaft wird nur dann attraktiv sein, wenn kirchliche Arbeit vor Ort wahrgenommen wird.“ Die Frage ‚Was habe ich von der Kirche‘ werde für viele immer wichtiger.

Die 61 Synodalen beschließen einen Haushalt für das Jahr 2021 mit einem Volumen von rund 48 Millionen Euro. Das sind etwa 1,1, Millionen Euro weniger als für 2020 vorgesehen waren. Johr spricht im Finanzbericht von einer sparsamen Haushaltsführung. Es sei aber kein Sparhaushalt. Der Haushalt kalkuliert mit Kirchensteuern in Höhe 34,6 Millionen Euro, das ist so viel wie 2020 geflossen ist.

Ebenso beschließt die Gesamtsynode über die Haushalte der Versorgungs- und Gemeindestiftung.

(Finanzbericht zum Nachlesen)

Abschluss

Rund 8,5 Stunden nach Eröffnung der ersten digitalen Gesamtsynode spricht Präses Norbert Nordholt von einem historischen Moment, der heute stattfand. Dieser 15. Janaur 2021 sei allerdings in seiner historischen Bedeutung nicht mit der Emder Synode von vor 450 Jahren vergleichbar. Dieser digitalen Synodentagung wird die nächste schon in Kürze folgen. Die 61 Synodalen werden am 4. und 5. März erneut digital zusammenkommen. Am 4. März werden sie dann über die Nachfolge von Kirchenpräsident Martin Heimbucher entscheiden.