„Sichtwechsel“ – Zu Besuch bei der E.P. Church

Matthias Lefers, Pastor aus Neermoorpolder, nimmt im Januar 2014 am Austauschprogramm "Sichtwechsel" der Norddeutschen Mission teil. Dabei besuchen sich pro Jahr acht Pastorinnen oder Pastoren aus Deutschland sowie Ghana und Togo gegenseitig und beteiligen sich an der jeweiligen Arbeit ihres ökumenischen Kollegen. Für vier Wochen ist er Gast der Evangelical Presbyterian Church in Ghana (E.P. Church)

Bild: Die Lorenz Wolf Memorial Church in Peki-Blengo


Bericht von Matthias Lefers

Als Teilnehmer des Austauschprogramms „Sichtwechsel", an dem alle sechs Mitgliedskirchen der Norddeutschen Mission teilnehmen, habe ich die wunderbare Gelegenheit, vier Wochen Gast und zugleich Mitarbeiter in der Gemeinde Peki-Blengo der E.P. Church, Ghana zu sein. Mit den beiden Mitreisenden, Pastorin Anke Claaßen (Oldenburgische Landeskirche) und Pastor Tillmann Ganz-Engelhorn (Bremische Landeskirche), bin ich am Abend des 5. Januar von einem Verbindungsmann der E.P. Church, Emmanuel Kporfor, am Flughafen in Empfang genommen worden.

Die erste Nacht haben wir dann in einem Gasthaus in Accra verbracht. Am nächsten Morgen ging es dann mit einem Bulli der E.P. Church nach Ho in der Volta Region. Dort hat das Headquarter seinen Sitz – vergleichbar mit dem Landeskirchenamt. Vom Moderator der E.P. Church, Right Reverend Francis Amenu, und den anderen Mitgliedern der Kirchenleitung sind wir nachmittags offiziell empfangen und begrüßt worden.

Die erste Woche haben wir dann in Ho verbracht, wo wir unter anderem an der dreitägigen Versammlung der sogenannten „Pastors Association" – eine Art gesamtkirchliche Pastorenkonferenz – teilgenommen haben. Der aus der E.P. Church stammende Dr. Setri Nyomi, noch amtierender Generalsekretär der Weltgemeinschaft reformierter Kirchen mit Sitz in Hannover, war dort ebenfalls zugegen. Er hat einen Eröffnungsvortrag über Frieden und Gerechtigkeit gehalten.

Etwas historisches gab es auch zu erleben: Abgesandte der Global Evangelical Church waren zum ersten Mal bei der Tagung zu Gast. Die GEC hat sich vor gut 20 Jahren von der E.P. Church abgespalten und geht teilweise durch Familien. Dass Kirchenspaltungen mit Schmerz und Bitterkeit verbunden sind, wissen wir aus unserer deutschen Kirchengeschichte nur zu gut.

Erstaunlich daher, wie herzlich und dankbar die Abgesandten empfangen worden sind. Erstaunlich ebenso, dass die beiden Kirchen gewillt sind, nach so kurzer Zeit der Trennung ihre Differenzen beizulegen und wieder einen Kurs der Annäherung zu fahren.

Daneben gab es interessante Einblicke in die E.P. Church: Von zwar eher schnöden monetären Fragen über das Genderverhältnis innerhalb der Pastorenschaft und der Kirchenleitung bis hin zu so alltagstheologischen Fragen wie „Ist es in Ordnung, wenn ein Pastor einer traditionellen Verlobungsfeier eines Paares beiwohnt und die Ringe segnet, obwohl er das Paar kaum kennt und nicht beraten hat?" wurden viele Bereiche aus dem Leben der E.P. Church intensiv diskutiert. Dabei haben die ghanaischen Kollegen und Kolleginnen bei den einzelnen Fragen eine äußerst beachtliche Diskussionsgeduld bewiesen. Ein „Schließen der Rednerliste" hat es dort jedenfalls nicht gegeben.

Einer der Höhepunkte der Tagung war ganz sicher die Nominierung eines neuen Moderators, also eines Nachfolgers von Rt. Rev. Amenu. Die sogenannte General Assembly – vergleichbar mit der Gesamtsynode – wählt den Nachfolger im August dieses Jahres.

Die Pastors Association hatte nun die Aufgabe, mögliche Kandiaten zu nominieren. Dabei sind theoretisch alle Pastoren und Pastorinnen der E.P. Church im Alter von 45 und 65 möglich.

Das Nominierungsverfahren ist interessant: Jeder der über 200 anwesenden Pastoren schreibt den Namen seines Favoriten auf einen Zettel. Dieser kommt dann in einen Umschlag. Alle Umschläge werden zusammen in einen großen Umschlag gepackt und ordentlich versiegelt.

Erst im August, bei der Tagung der General Assembly, werden die Stimmen ausgwertet: Die drei Pastoren oder Pastorinnen, deren Namen am häufigsten genannt wurden, sind die möglichen Kandidaten, aus denen dann die General Assembly den neuen Moderator der E.P. Church wählt.

Man darf also gespannt sein, wer demnächst im Namen der E.P. Church spricht. Zwei Namen hat man immer wieder munkeln hören: Zum einen Dr. Setri Nyomi und zum anderen Dr. Seth Agidi, seines Zeichens so etwas wie der Ökumenepastor der E.P. Church.

Bild: v.l.n.r.: Rev. Godwin Osiakwa (Clerk of the General Assembly), Pastorin Anke Claaßen (Oldenburg), Rt. Rev. Francis Amenu (Moderator of the General Assembly), Pastor Matthias Lefers und Jonas Dzodzodzi (Presbyter Executive of the General Assembly)

Nach der Tagung in Ho hat dann die Zeit in der Gemeinde begonnen. Seit Samstag bin ich nun also in der Gemeinde Peki-Blengo, mache mich mit den sehr gastfreundlichen und interessierten Menschen und der Umgebung vertraut – und lerne fleißig Ewe. Da die deutschen Missionare diese Sprache verschriftlicht haben und dabei das eigene Alphabet mit einigen Modifikationen verwendet haben, fällt das Lesen relativ leicht. Das Sprechen ist dagegen eine ganz andere Geschichte. Je nach Tonhöhe eines gesprochenen Wortes kann sich der Sinn komplett ändern.

Am Sonntag bin ich von Mitgliedern der Gemeindeleitung in einem offiziellen Akt in die Hände der sogenannten „Queen Mother" – der höchsten Lokalautorität – übergeben worden. Sie hat mich als Bürger von Peki anerkannt und mich unter ihren Schutz gestellt. Das war sehr bewegend.

Viele Eindrücke prasseln auf mich ein und ich habe den „Schwamm-Modus" eingeschaltet: Ich sauge erstmal alles auf. Genau sagen zu können, was mir gefällt und wo ich zumindest auch Fragen hätte, dafür ist es im Moment noch viel zu früh.

Ich freue mich sehr auf die noch verbleibende Zeit in dieser wundervollen Gegend und sende herzliche Grüße und Segenswünsche nach Deutschland.

Pastor Matthias Lefers, Peki-Blengo, 16. Januar 2014