Weltverband in USA mit gegründet

Pastorin Frauke Laaser war bei Reformierter Weltversammlung

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Im Juni tagte in Grand Rapids die Gründungsversammlung der Weltgemeinschaft Reformierter Kirchen (WGRK), zu der sich Reformierte Weltbund und der Reformierte Ökumenische Rat zusammengeschlossen haben. Etwa 400 Delegierte und zahlreiche Beobachter aus 230 Kirchen waren dazu in den US-Staat Michigan gekommen. Zur neuen Weltgemeinschaft RK gehören jetzt etwa 80 Millionen evangelisch-reformierte Christen aus 230 Kirchen in 108 Ländern. Ein Interview mit Frauke Laaser, Pastorin der reformierten Gemeinde in Schüttorf und Delegierte der Evangelisch-reformierten Kirche.

Die Versammlung ist inzwischen einige Zeit her, wie wirkt Grand Rapids bei Ihnen nach?

Es hat meinen Horizont erweitert. Das wird zum Beispiel in Predigten oder dem Zugang zu biblischen Texten konkret. Oder dass ich in Gruppen von dem Weg erzähle, den unsere Kirche von Accra (2004) bis Grand Rapids (2010) gegangen ist – im Globalisierungsprojekt.

Wie ist der Zusammenschluss der beiden reformierten Verbände in Grand Rapids abgelaufen?

Am ersten Tag gab es die letzte Vollversammlung des jeweiligen Verbandes, in dem die Auflösung des alten und der Zusammenschluss in der WGRK beschlossen wurden. Ein Vertreter jeder Kirche hat das Vereinigungsdokument unterschrieben. Das war der formale Akt. Als die WGRK das erste Mal tagte, ging es um die Verfassung; dabei wurde über den verbindlichen Frauenanteil bei den Delegierten heiß diskutiert. Der große  Festgottesdienst mit Abendmahl hatte Kirchentagsstimmung.

Den Delegierten in Grand Rapids ist auch die Erklärung „Gemeinsam für eine andere Welt vorgestellt worden“ (sh. „reformiert 4-2010). Wie war das Echo auf die gemeinsame Position der Evangelisch-reformierten Kirche und der Uniting Church of Southern African zur Globalisierung?

Überwältigend gut! So gut, dass eine nordamerikanische Kirche fragte, wie wir das denn finanziert hätten. Sie hätten auch Lust an solch einem Projekt zwischen Nord- und Südamerika. Die gemeinsame Erklärung ist dann auch als eines der Gründungsdokumente der WGRK verabschiedet worden und wird weltweit bekannt gemacht.

Das weiße Buch „Gemeinsam für eine andere Welt“ war am ersten Tag, als es vorgestellt wurde, schon vergriffen. Zum Glück haben wir später noch Kartons im Lager gefunden.

Indianer

Sie haben in Grand Rapids auch den reformierten Christen und Indianer Richard Twiss getroffen, worum ging es im Gespräch mit ihm?

Erstmal hat mich seine Indianerkleidung interessiert, zum Beispiel die Bedeutung des Kopfschmucks. Und dann wollte ich auch etwas wissen über die Lebensbedingungen seines Stammes. Ein großes Thema für die Indianer ist, von der US-amerikanischen Regierung stärker anerkannt zu werden. Da spielen Wahrheit, Versöhnung und Wiedergutmachung eine Rolle. Und dann hat er noch von seinem Glauben erzählt.

Das Foto unten zeigt Sie beim Besuch der Gemeinde Bentheim in Michigan. Was haben Sie dort erlebt?

Kirche

Die Kirche in Bentheim war an dem Sonntag leider geschlossen, da die Gemeinde zu einem Missionsausflug aufgebrochen war. Stattdessen waren wir in dem Ort Grafschaap im Gottesdienst. Anschließend haben wir uns das Museum im Keller angesehen, in dem die Geschichte der Auswanderer aus der Grafschaft Bentheim nach Michigan dokumentiert wird. Ein Mann aus der Gemeinde, der selber noch im Groninger Raum geboren wurde und dessen Frau gebürtig aus der Grafschaft Bentheim stammt, lud uns zum Mittagessen ein. Deren Generation kann mit den europäischen Wurzeln noch viel anfangen. Zum Teil sprechen sie auch noch Plattdeutsch. Die Jüngeren dagegen sind schon viel „amerikanischer“ und haben an der eigenen Herkunft nicht so viel Interesse.

Wenn Sie einem Gemeindeglied in Schüttorf erklären würden, warum diese Weltversammlung wichtig war, wie würden Sie das tun?

In der Grafschaft Bentheim habe ich die Tradition des Kusinentreffens kennengelernt. Das wird gemacht, damit man sich nicht aus den Augen verliert und in dem großen Familienzusammenhang aufgehoben weiß. Das gilt ähnlich auch für die Kirchen. Für uns als zweitkleinste Kirche Deutschlands ist es wichtig zu wissen, dass es weltweit sehr viele Reformierte gibt, mehr sogar als Lutheraner (was in Deutschland umgekehrt ist). Und wir als kleine Kirche haben zu dieser Weltversammlung mit einem wegweisenden Dokument, der gemeinsamen Erklärung, beigetragen. Die reformierten Kirchen weltweit werden die Themen der Weltversammlung bekommen und bearbeiten – und ein ganz großes Thema haben wir eingebracht.

Dazu waren wir die einzige Kirche des Nordens, die gemeinsam mit einer Kirche des Südens über Probleme gesprochen hat, die die ganze Welt betreffen. Das hat ja verhindert, dass jeder nur die eigene Sicht auf die Dinge für die Wahrheit hält. Und das hat anderen Mut gemacht, ähnliche Gespräche anzugehen.


Zur Person: Frauke Laaser, 35 Jahre, Pastorin der reformierten Gemeinde Schüttorf seit 2005