Vollversammlung der Gemeinschaft Evangelischer Kirchen in Europa eröffnet
Mit einem internationalen Festgottesdienst in der lutherischen Marien-Kathedrale in Sibiu (Hermannstadt/Rumänien) ist am 27.8.2024 die Vollversammlung der Gemeinschaft evangelischer Kirchen in Europa (GEKE) eröffnet worden. Sie steht unter dem Motto "Im Licht Christi - berufen zur Hoffnung".
In dem mehrsprachigen gestalteten Abendmahlsgottesdienst wurde die Vielfalt evangelischer Spiritualität zum Ausdruck gebracht und die Einheit evangelischer Christenheit gefeiert. Dieses Jahr feierte die GEKE den 50. Jahrestag der Leuenberger Konkordie, die zwar theologische Streitigkeiten zwischen Lutheranern und Reformierten beim Abendmahlsverständnis nicht ausgeräumt, aber in versöhnter Verschiedenheit in Verbindung gebracht hat. Die Dynamik der Vielfalt und Einheit betonte auch der amtierende GEKE-Präsident Pfarrer John P. Bradbury von der Vereinigten Reformierten Kirche in Großbritannien.
Begrüßung und Abschied
Im Gottesdienst wurden vier neue Mitgliedskirchen willkommen geheißen: die Evangelisch-Lutherische Kirche in Georgien, die Deutsche Evangelisch-Lutherische Kirche in der Ukraine, die (lutherische) Kirche von Island sowie die Deutsche Evangelisch-Lutherische Kirche in Lettland. Zum ersten Mal hat sich eine Kirche entschieden, die GEKE zu verlassen. Es handelt
sich um die Evangelisch-Lutherische Kirche in Lettland, die als weltweit erste lutherische Kirche weltweit die Frauenordination rückgängig machte.
Rückzug der ungarischen reformierten Kirche
Noch vor der rechtlichen Feststellung der Beschlussfähigkeit der Vollversammlung wurde der Rückzug ungarischer reformierter Kirchen thematisiert. Die ungarischreformierte
Kirche in Rumänien sowie ihre Mutterkirche aus Ungarn erklärten, sie wollten offiziell der Vollversammlung fernbleiben und entsandten nur einen Beobachter. Der Grund für den Schritt war die von der GEKE-Leitung abgelehnte Bitte der Ungarn, das Studiendokument zur Sexualität, Ehe und Geschlecht aus der Plenarsitzung zurückzuziehen. Der Rat der GEKE bedauerte den Schritt und betonte, sie wolle mit den ungarischen Geschwistern weiterhin im Dialog bleiben und wisse zu
schätzen, dass sie weiterhin an ihrer Mitgliedschaft in der GEKE festhalten.
„Gimme hope, Joanna“
In einem enthusiastischen Vortrag zum Thema Hoffnung betonte die Keynote-Speakerin Dr. Christine Schliesser am 3. Tag der Vollversammlung, dass ChristInnen in der Auferstehung Jesu Christi eine besonders gut begründete Hoffnung hätten. Hoffnung sei dabei nicht zu verwechseln mit Naivität oder schlichtem Optimismus. „,Dann hoffen wir mal das Beste!‘ – das ist keine Hoffnung, sondern Wunschdenken, Hoffnung ist also gerade nicht Apathie oder Trägheit, sondern Hoffnung nimmt Gestalt an, indem sie tätig wird. Diese Hoffnung ist damit auch das genaue Gegenteil von Resignation. Wahre Hoffnung bewegt! Da steckt Wumms drin! Im Deutschen steckt in Hoffnung das Wort „hüpfen“ drin. Vor Erwartung unruhig zappeln – wer Kinder hat, kann ein Lied davon singen. Apropos Lied: Es ist kaum möglich, bei Eddy Grants Hoffnungshymne Gimme hope nicht zumindest mit dem großen Zeh ein wenig mitzuwippen. Hoffnung steckt an!“
Feier zu 30 Jahre Frauenordination
Im Vorfeld der Vollversammlung feierte die Evangelische Kirche A.B. in Rumänien den 30. Jahrestag Frauenordination. „Mit der Einführung der Frauenordination ist
eine jahrhundertelange Herabwürdigung von Frauen zu Ende gegangen“, sagte die evangelische Pfarrerin Elfriede Dörr bei der Eröffnung der Feierlichkeiten zu 30 Jahre
Frauenordination in der Evangelischen Kirche Augsburgischen Bekenntnisses in Rumänien . Die Kuratorin der Kirche, Carmen Schuster, betonte die stellvertretende Funktion
vieler Frauen in der Kirche: „Sie sprechen für die, die selbst keine Stimme haben“, sagte sie. Sie ermutigte die rund 40 anwesenden Frauen, in ihrem Kampf für ihre
Rechte nicht nachzulassen: „Ihr seid stark und ihr seid eine wichtige Stimme für die
Stimmlosen!“
Die Vollversammlung tagt noch bis 2. September und es wird auch der neue Rat gewählt. Die GEKE repräsentiert 96 Kirchen lutherischer, reformierter, unierter und
methodistischer Tradition aus 30 Ländern, die sich gegenseitig als Kirchen anerkennen und in voller Amts- und Abendmahlsgemeinschaft stehen.
30. August 2024
Presseinformation der GEKE