Ungewöhnliche Wege zum Glauben finden

Am letzten Sonntag der ökumenischen Aktion „Kanzeltausch“ hat der katholische Bischof Franz-Josef Bode vom Bistum Osnabrück am 22. März in der Evangelisch-reformierten St.-Georgs-Kirche im ostfriesischen Weene gepredigt. Bode feierte den Gottesdienst zusammen mit Kirchenpräsident Martin Heimbucher, reformierten und lutherischen Pastoren aus Weener sowie mit vielen Christinnen und Christen, die zum Teil extra angereist waren, um den ökumenischen Gottesdienst zu erleben.

Es sei „wunderbar, dass sich Konzil und Reformation auf diese Weise verbinden“, betonte der Bischof zu Beginn seiner Predigt, in der er auf die Herausforderungen des Glaubens in der heutigen Zeit einging. „Heute erfüllt sich das Wort“, dieser Satz aus dem Lukas-Evangelium (Lk 4,21), war das Thema seiner Predigt: Aggiornamento, die Verheutigung des Glaubens, sei das große Stichwort des Zweiten Vatikanischen Konzils gewesen, betonte Bode. Dies solle auch auf dem Weg zum Reformationsgedenken 2017 das Stichwort für alle christlichen Religionen sein – gerade im Hinblick darauf, dass „bald alle Christen gemeinsam zu einer Minderheit werden und in einer Diaspora leben werden unter Nichtglaubenden, Suchenden, Ungetauften und Angehörigen anderer Religionen“.

Die Christen müssten auch heute ungewöhnliche Wege finden, um Menschen zum Glauben zu führen, so Bode mit Blick auf die biblische Geschichte von der Heilung des Gelähmten, der durch das Kirchendach zu Jesus hinuntergelassen wurde (Lk 5,26). „Unser Leben als Christen darf sich nicht nur um die Sicherung unseres eigenen Alltags, sondern muss sich auch um die Sicherung eines menschenwürdigen Alltags für alle drehen.“ Damit werde auch die Migration in der kommenden Zeit ein vielfältiges Thema der christlichen Kirchen sein, betonte der katholische Bischof. Gottes Wort sei nicht Vergangenheit, sondern erfülle sich im Heute und gebe Nahrung für den Weg in die Zukunft – auch dort, wo Menschen an ihre Grenzen geraten. Für Lukas sei der Alltag „die Zeit des Heils, dort, wo wir unterwegs sind mit Zweifeln, Beschwerden, Ängsten und Versuchungen und wo wir Menschen begegnen, die niedergeschlagen sind, arm, krank, ausgestoßen und verachtet. Glaube im Alltag geschieht, wo Menschen sich durch unerwarteten Großmut wandeln lassen, so wie bei Jesus, und wo Menschen durch unseren Großmut erfahren, dass mehr in ihnen steckt, als sie selbst glauben.“

Die evangelisch-reformierte Pastorin Inka Dohrmann-Westerdijk aus Weener dankte Bode für diese Predigt, durch die man den Geist der Ökumene gespürt habe. Ziel des Kanzeltausches war es,  die ökumenische Verbundenheit mit Blick auf das 50-jährige Jubiläum des katholischen Ökumenismusdekrets und das 500-jährige Reformationsjubiläum 2017 zu betonen.

Am 22. März gab es drei Kanzeltausch-Gottesdienste in Niedersachsen: Der evangelisch-lutherische Landesbischof Ralf Meister (Hannover) predigte im katholischen Dom St. Petrus in Osnabrück, der katholische Bischof Norbert Trelle in der lutherischen Marktkirche St. Georgii et Jacobi in Hannover. Kirchenpräsident Martin Heimbucher hatte am 15. März im südoldenburgischen Lohne auf einer katholischen Kanzel gestanden.

22. März 2015
Von Anke Brockmeyer

 

Bild oben: Kirchenpräsident Martin Heimbucher (3. v. li.) und Bischof Franz-Josef Bode (4. v. li.) gestalteten den Kanzeltausch-Gottesdienst gemeinsam mit Ältestenpredigerin Gitta Smeins, dem ev.-luth. Pastor Alfred Tengler und den ev.-ref. Pastoren Helmut Not und Inka Dohrmann-Westerdijk (von links).

Bild unten: Kirchenpräsident Martin Heimbucher (rechts) mit Bischof Franz-Josef Bode in der reformierten Kirche in Weener (beide Fotos: Anke Brockmeyer)

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