Sterbehilfe kann nur "Begleitung beim Sterben" heißen

Kirchenpräsident Martin Heimbucher hat vor einer Ökonomisierung der letzten Lebensphase gewarnt. Er sagte auf der Jahreskonferenz des Diakonischen Werkes der Evangelisch-reformierten Kirche: „Menschen am Ende ihres Weges sind ganz und gar freizuhalten von jeglichem ökonomischen Druck, der neben all der Not des Sterbenmüssens auch noch auf sie eindringt.“ Dies sei auch ein Grund, warum die Kirche einer Legalisierung der aktiven oder passiven Sterbehilfe nicht zustimmen könne. Die Diakonische Konferenz tagte am Samstag, 11. Oktober, im ostfriesischen Emden-Wybelsum zu dem Themen Sterben und Tod unter der Überschrift „Am Ende des Lebens – ‚Herr lehre uns bedenken‘“.

Heimbucher sagte, die Kirche könne es nicht dulden, wenn sich mit einer Legalisierung von Sterbehilfe der wirtschaftliche Druck auf die letzte Phase des Lebens ausweite. Denn es klar, so Heimbucher: Ein "vor der Zeit" beendetes Leben wäre für die Krankenkassen ein wirtschaftlich entlastender Faktor. Es sei ein dramatisches Warnsignal, wenn von schwerer Krankheit Betroffene meinten, sie dürften der Gesellschaft und ihren Angehörigen und Ärzten aus Kostengründen nicht mehr länger zur Last fallen. „Leben ist ein Geschenk Gottes“ so der Kirchenpräsident. Sterbehilfe könne für Christen nur heißen: „Begleitung beim Sterben“ aber nicht „Herbeiführen des Todes“.

Heimbucher forderte, dass Menschen am Ende ihres Lebens alle medizinische, pflegerische und seelsorglich begleitende Hilfe erhalten müssen. Dazu gehörten in Palliativmedizin ausgebildete Mediziner und Pflegekräfte, die für alle erreichbar sind, ebenso wie ein Hospiz in der näheren Umgebung. Auch der Nordhorner Mediziner Reinhold Petermann, ehemaliger Chefarzt des Marienkrankenhauses, sprach sich für eine Stärkung der Palliativmedizin und der Hospizarbeit aus. „Palliativmedizin und Hospizbetreuung sind die wirksamsten Gegenbewegungen in Deutschland gegen die gesetzlich erlaubte Euthanasie in anderen Ländern“, sagt er. Außerdem erteilte er Plänen eine Absage, die ärztliche Assistenz zum Suizid ausdrücklich zu erlauben. Petermann befürchtet, dass sich aus der derzeitigen Straffreiheit ein Anspruch an Mediziner entwickeln könnte.

Etwa 120 Personen aus allen Regionen der Evangelisch-reformierten Kirche waren zu der Konferenz nach Emden-Wybelsum gekommen. „Mit Sterben und Tod sprechen wir ein Thema an, das alle Menschen angeht, dem sich die meisten aber nicht gern stellen“, sagte Pastor Bernd Roters aus Veldhausen, Vorsitzender des Diakonischen Werkes. Ziel der Konferenz sei es, die Themen Sterben und Tod aus christlicher Sicht zu betrachten, sie zu enttabuisieren und Anregungen für die praktische Arbeit in Kirchengemeinden und diakonischen Einrichtungen zu geben. Nach den Vorträgen griff die Konferenz unterschiedliche Aspekte der Themen Sterben und Tod auf. Dabei ging es unter anderem um die Begleitung des Sterbeprozesses durch Hospizdienste, um die Patientenvorsorge und das Testament sowie um die sich wandelnde Begräbniskultur.

11. Oktober 2014
Ulf Preuß, Pressesprecher

Foto: Pastor Bernd Roters mit Kirchenpräsident Martin Heimbucher und dem ehemaligen Chefarzt des Marienkrankenhauses Nordhorn, Reinhold Petermann.

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