Neuer Blick auf Umgang mit sexualisierter Gewalt

Symobolfoto: Gitti Moser / pixelio.de

Auch in der Evangelisch-reformierten Kirche hat es in der Vergangenheit Vorfälle von sexualisierter Gewalt gegeben. Kirchenpräsidentin Susanne Bei der Wieden sagte vor der Gesamtsynode in Emden, dass im Zuge der Aufarbeitung der Vergangenheit zehn Fälle festgestellt worden seien, in denen eine Person der sexualisierten Gewalt verdächtigt oder beschuldigt worden sei sowie 13 betroffene Personen. Im Rahmen einer Studie zur Aufarbeitung von sexualisierter Gewalt und anderen Missbrauchsformen in der evangelischen Kirche und Diakonie seien sämtliche Personalakten von Pfarrern und Pfarrerinnen, die zwischen 1946 und 2020 beschäftigt waren, auf Hinweise von sexualisierter Gewalt gegenüber Minderjährigen überprüft worden.

Die Ergebnisse der bundesweiten Studie, an der sich alle evangelischen Kirchen in Deutschland beteiligen, sollen im Januar 2024 vorgestellt werden. Nach Angaben von Bei der Wieden, sei allen Vorfällen „in den Grenzen des Rechtsdenkens ihrer Zeit nachgegangen worden“. Dies entspreche jedoch nicht den heutigen Maßstäben für einen Umgang mit Verdachtsmomenten sexualisierter Gewalt. Heute gehe es darum, die Bedürfnisse der betroffenen Personen in den Blick zu nehmen.

Aufgabe in Zukunft und Gegenwart sei es, sexualisierte Gewalt zu verhindern, so Bei der Wieden. Sie sagte: „Wir klären auf, wenn uns Fälle sexualisierter Gewalt bekannt werden und wir sorgen dafür, dass die Täter und Täterinnen zur Rechenschaft gezogen werden. Wir – und das ist vielleicht die wichtigste Änderung zum Verhalten in der Vergangenheit – nehmen Betroffene ernst, stellen Ihnen Unterstützung zur Verfügung und gestalten die Aufklärung für sie transparent.“ Ansprechpartnerin sei Manuela Feldmann von der Fachstelle für die Prävention sexualisierter Gewalt. Zurzeit koordiniere dieses alle Maßnahmen auf allen kirchlichen Ebenen zur Prävention. Ziel sei es, überall bis Ende 2024 Konzepte etabliert zu haben.

Bei der Wieden beschrieb offen, welche Muster sich bei sexualisierter Gewalt in Verbindung mit geistlichem Missbrauch ausmachen ließen. „In dem Maß, in dem die geistliche Beziehung wächst, suchen die Täterinnen und Täter auch die körperliche Nähe bis hin zu sexuellen Handlungen“, sagte die Kirchenpräsidentin. „Solche Fälle von sexualisierter Gewalt kommen in kirchlichen Kreisen vor und sie sind besonders perfide. Denn sie greifen ins Herz dessen, was gemeindliches Leben trägt: Ins Vertrauen.“ Die Aufdeckung solcher Machenschaften sei unerlässlich, betonte sie. Bei der Wieden bat betroffene Menschen, sich zu melden und Vorkommnisse auch nach vielen Jahren anzuzeigen. Damit Täterinnen und Tätern der Boden entzogen werde.

23. November 2023
Ulf Preuß, Pressesprecher


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