„Mutig-stark-beherzt“ für unsere Demokratie

Symbolfoto: Ulf Preuß

Die Evangelisch-reformierte Kirche unterstützt das beim Kirchentag in Hannover vorgestellte Bekenntnis zum demokratischen Miteinander. Mit dem Bekenntnis „Mutig, stark, beherzt für Demokratie“ verpflichten sich zahlreiche, Personen und Organisationen, „Demokratie aktiv zu leben“. Es wurde am Freitag, 2. Mai, abends beim Kirchentag auf dem Platz der Menschenrechte in Hannover öffentlich vorgestellt.

Kirchenpräsidentin Susanne bei der Wieden: „Ich bin dankbar, in einer Demokratie leben zu dürfen und mich für sie einsetzen zu können. Sie ist die Staatsform, die die unantastbare Würde der Person am besten anerkennt und achtet sowie ein Leben in Freiheit schützt.“ Die heutige Entscheidung des Bundesamtes für Verfassungsschutz, die AfD als gesichert rechtsextrem einzustufen, zeige, welchen Gefahren unser demokratisches Miteinander ausgesetzt sei.

Die Initiative zum Bekenntnis zum demokratischen Miteinander stammt von der Stadt Hannover, dem Kirchentag und der Landeskirche Hannovers. Es beschreibt acht Grundsätze eines demokratischen Miteinanders, die die Unterzeichnenden versprechen, aktiv zu leben. Dazu gehören auch ein glaubwürdiges Handeln sowie die Bereitschaft, eigene Positionen zu hinterfragen und zu verändern. Ziel sei es auch, möglichste viele Menschen und Organisationen für den Einsatz für die Demokratie zu mobilisieren.

Kirchenpräsidentin Susanne Bei der Wieden betonte, dass nicht alle Menschen, die die AfD wählten, Rechtsextreme sein: „Wir als Kirche wollen mit den Menschen über die Werte, in einer Demokratie leben zu können, das Gespräch suchen.“

Das Bekenntnis wird in Social Media unter dem Hashtag #ichfürmehrwir verbreitet.

2. Mai 2025
Ulf Preuß, Pressesprecher


Die Erklärung im Wortlaut

„Mutig – stark – beherzt für Demokratie“

Aufruf zur Selbstverpflichtung auf Initiative der Landeshauptstadt Hannover, der Evangelischen-lutherischen Landeskirche Hannovers und des Deutschen Evangelischen Kirchentages.

Das Jahr 1949 war das Geburtsjahr des Grundgesetzes, wie des Kirchentages. Nach Jahren der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft und des weitgehend fehlenden Widerstandes von Institutionen, Kirchen und Bürger:innen sollte das Zusammenleben der Menschen in Deutschland grundsätzlich neu geordnet werden: Auf Basis eines freiheitlichen, demokratischen und sozialen Rechtsstaats, für ein friedliches und gerechtes Zusammenleben. Dazu bedarf es, so die damalige Einsicht, der Mitwirkung von Institutionen, Organisationen wie auch jeder und jedes Einzelnen.

Heute bekennen sich Politik und Verwaltung, Kirchen, Wirtschaft, Zivilgesellschaft und Engagierte auf dem Kirchentag erneut zu einem solchen demokratischen Miteinander. Hannover hat Platz für alle Menschen, unabhängig von sozialer oder ethnischer Herkunft, Glaubensrichtung, sexueller Orientierung, geschlechtlicher Identität, ob mit oder ohne Behinderung. Für alle, die sich zu den Werten unseres Grundgesetzes bekennen. Wir kommen mit unterschiedlichen Überzeugungen, Ideen und Perspektiven zusammen. Wir suchen den ehrlichen Dialog über Wünsche, Ängste, Hoffnungen und Visionen, der ohne pauschale Verurteilungen und Feindbilder auskommt. Wir wenden uns gegen die Gefährdungen unserer Demokratie im Innern wie von außen durch Fake News, Extremismus, Populismus und Autokraten. Gemeinsam stellen wir uns gegen jede Form von Ausgrenzung, gruppenbezogener Menschenfeindlichkeit und Gewalt, wie auch gegen ausgrenzenden Nationalismus und Angriffe auf unsere Zivilgesellschaft. Wir ziehen klare Grenzen zu Positionen, die demokratiefeindlich und menschenverachtend sind. Unsere Toleranz endet, wenn sich Hass und Gewalt gegen Einzelne und Gruppen unserer Gesellschaft richten. Wir stehen an der Seite derer, deren Stimmen zu wenig gehört werden.

Demokratie muss von jeder und jedem Einzelnen gelebt werden. Demokratie ist keine Selbstverständlichkeit. Demokratische Werte müssen klar wahrgenommen und mutig vertreten und beherzt verteidigt werden - bei persönlichen Begegnungen, in aller Öffentlichkeit und in den Medien. Wir wollen dies in der politischen Arbeit genauso tun wie im beruflichen und geschäftlichen Miteinander. Wir sind Demokrat:innen des Alltags - am Gartenzaun, bei Familienfeiern und im Sportverein. Eine jede Stimme zählt. Eine jede einzelne Haltung wirkt sich aus.


Wir rufen dazu auf, sich zu folgenden Grundsätzen selbst zu verpflichten:

  1. Ich stehe zu unserer Demokratie und lebe diese aktiv.
  2. Ich achte darauf, dass mein Handeln meiner Haltung entspricht.
  3. Ich bin offen für einen respektvollen Dialog mit Andersdenkenden.
  4. Ich stelle Sachverhalte wahrheitsgemäß und im angemessenen Kontext dar.
  5. Ich positioniere mich deutlich, aber ohne Hass, Gewalt und Beleidigungen.
  6. Ich verzichte auf pauschale Feindbilder und unsachliche Polemik.
  7. Ich achte Erfahrungen, Gefühle und Meinung des Gegenübers.
  8. Ich bin bereit, meine eigenen Positionen zu hinterfragen und zu verändern.


„Mutig-stark-beherzt“ für unsere Demokratie!

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