Moderamen verurteilt Ukraine-Krieg
Das kirchenleitenden Moderamen der Gesamtsynode hat am Mittwochabend, 2. März 2022, die folgende Erklärung zum russischen Angriff auf die Ukraine verfasst. Diese geht an alle Kirchengemeinden mit der Bitte, sie zu veröffentlichen und im Gottesdienst zu verlesen.
„Angesichts des brutalen, völkerrechtswidrigen Angriffs Russlands auf den souveränen Staat der Ukraine stellen wir als Moderamen der Gesamtsynode der Evangelisch-reformierten Kirche in der heutigen Sondersitzung fest:
1. Unser Gott ist ein Gott des Friedens. „Gott spricht: Ich weiß wohl, was ich für Gedanken über euch habe. Gedanken des Friedens und nicht des Leides, dass ich euch gebe Zukunft und Hoffnung. (Jeremia 29,12) Jesus mahnt uns: „Selig sind, die Frieden stiften, denn sie werden Gottes Kinder heißen.“ (Matthäus 5,9).
2. Das Moderamen verurteilt den Krieg gegen die Ukraine als einen eklatanten Bruch des Völkerrechts und einen Verstoß gegen das christliche Friedensgebot. An Russlands Präsidenten Wladimir Putin richten wir die Forderung, alle kriegerischen Handlungen sofort einzustellen.
3. Das Moderamen ruft die Mitglieder unserer Kirche auf, in ihrem Beten nicht innezuhalten. Auch Beten heißt Frieden zu stiften.
4. Das Moderamen unterstützt alle Maßnahmen in Deutschland, die den Kriegsflüchtlingen aus der Ukraine Hilfe und Unterstützung zukommen lassen.
5. Im Fokus der Bemühungen der Kirchen in Deutschland muss zurzeit die Unterstützung der notleidenden Menschen in der Ukraine stehen. Die Evangelisch-reformierte Kirche stellt daher Zehntausend Euro für die Arbeit der Diakonie in der Karpatho-Ukraine (Berehowe) zur Verfügung.
6. Vor dem Hintergrund der Drohung auch des Einsatzes atomarer Waffen bekräftigt das Moderamen den Beschluss der Gesamtsynode vom November 2021 zur Ächtung von Atomwaffen. „Der Einsatz von Atomwaffen ist ein Verbrechen. Daher fordern wir nicht nur deren Ächtung, sondern darüber hinaus ein Verbot des militärischen und politischen Einsatzes dieser Waffen sowie ein Verbot ihrer Herstellung und Weiterverbreitung.“
Der aktuell von Russland ausgehende Krieg macht die Notwendigkeit, die Welt von Atomwaffen zu befreien, umso deutlicher.
7. Trotz der aktuellen Bedrohungslage bringt das Moderamen seine Sorge zum Ausdruck, dass eine neue Spirale der gegenseitigen Aufrüstung beginnt. Ebenso befürchtet das Moderamen, dass der Krieg auf lange Sicht verhindert, dass die Staaten dieser Welt endlich gemeinsam nach Wegen aus den ökologischen und sozialen Krisen suchen.“
Information zur Diakonie in der Karpatho-Ukraine
Die Evangelisch-reformierte Kirche und ihre Diakonie unterhalten seit vielen Jahren eine Partnerschaft zur Diakonie der Reformierten Kirche in der Karpatho-Ukraine.
Deren Diakoniechef aus der Stadt Berehowe im Grenzgebiet zu Ungarn, Bela Nagy, berichtete aktuell, dass zehntausende Flüchtlinge in der Region erwartet würden. „Die Diakonie der Reformierten Kirche in Transkarpatien tut ihr Bestes, um die Not dieser Menschen zu lindern, und wir sind für jede Hilfe und helfende Hand dankbar.“ Dringend benötigt würden Lebensmittel, Decken sowie Baby- und Hygieneartikel.
3. März 2022
Ulf Preuß, Pressesprecher
Info-Mail aus Berehowe
Bela Nagy, Leiter der Diakonie in Berehowe, hat Anfang dieser Woche die folgende Info-Mail geschickt:
„Gott hat uns nicht gegeben den Geist der Furcht, sondern der Kraft und der Liebe und der Besonnenheit.”(2. Tim. 1, 7)
Wir danken Gott, dass unsere Stadt Berehowe und die Region Transkarpatien bislang von Militäroperationen nicht betroffen ist. Dennoch beobachten wir mit klopfendem Herz, was in der Ukriane passiert und was mit den leidenden Menschen geschieht. Verglichen mit den verrückten Angriffen von gestern sind die die Straßen von Berehow wie leergefegt. Obwohl in Geschäften und Tankstellen Ruhe eingekehrt ist, können Lebensmittel und auch Treibstoff nur in begrentzem Mengen gekauft werden. Auch Geld kann an Automaten nur eingeschränkt abgehoben werden. Mehr und mehr Menschen flüchten aus dem Landesinnern der Ukraine. Viele versuchen davon über die Grenze zu gelangen, ebenso viele suchen hier in der Grenzregion für längere Zeit eine Unterkunft. Offizielle Zahlen sprechen von 10.000 Geflüchteten, die privat untergekommen sind, 2.000 leben in Flüchtlingsunterkünften.
Die Region Transkarpatien erwartet 50.000 Flüchtlinge, darunter 700 alleinreisende und verletzte Kinder.150 dieser Kinder sind schon angkommen. Die Diakonie der Reformierten Kirche in Transkarpatien tut ihr Bestes, um die Not dieser Menschen zu lindern, und wir sind für jede Hilfe und helfende Hand dankbar.
Wir sind in Gespächen mit der Kommune Berehowe über Aufenthaltsorte und Unterkunft für die Geflüchteten.
Es sind in Wohnheimen für Studierende Flüchtlingsunterkünfte eingerichtet worden. In unserem Diakoniezentrum haben wir ein Katastrophenzentrums eingerichtet. Hier stehen auch Unterkünfte für Menschen bereit, die rund um die Uhr Unterstützung leisten.
Die Stadtverwaltung hat bei uns angefragt, ob wir Geflüchtete mit Brot aus unserer Sozial-Bäckerein versorgen können. Darüber verhandeln wir gerade. Seit die Regierung auch aus unserer Region Männer im Alter zwischen 18 und 60 rekrutiert, sind auch unsere männlichen Mitarbeiter davon betroffen. Auf unsere Bitte verucht die Regionalregierung, unser männliches Personal vom Militärdienst zu befreien; sonst wäre unser Diakoniezentrum nicht mehr funktionsfähig.
Die Lieferung von Hilfsgütern wird gerade zugelassen. Ebenso wird ein Treffen aller Hilfsorgansiationen in unserer Stadt anberaumt. Sobald wir weitere Informationen dazu haben, werden wir Sie unterrichten.
Wir wissen nicht, was uns noch erwartet und wie lange dieser Zustand anhalten wird. Aus den Erfahrungen der Überflutungen von 1998 und 2001 verfügen wir über eine begrenzte Anzahl an Decken, Matratzen und Elektroheizungen in unserem Katastrophen-Warenhaus. Dies wird nicht ausreichen. Dringend benötigen wir die folgende Dinge:
- Mehl für unsere Bäckerei
- haltbare Lebensmittel und Konserven
- Desinfektionsmittel
- Hygienprodukte
- Windeln, Babynahrung und andere Babyprodukte
- Kleidung, Decken und Betten
- Matratzen und Haushaltsgegenstände
Für Ihre Hilfe sind wir sehr dankbar, dankbar, dass Sie uns nicht vergessen und unsere Situation verfolgen.
Lasst uns nicht aufhören für den Frieden zu beten. Trost und Stärke erhalten wir durch die Worte Jesu Christi:
„Und siehe, ich bin bei euch alle Tage bis an der Welt Ende.” Matthäus 28, 20)