Mitgliederzahlen sinken weiter

Foto: S. Hofschläger / pixelio.de

Die Zahl der Mitglieder der Evangelisch-reformierte Kirche hat sich im Jahr 2022 um 1,9 Prozent verringert. Das geht aus der aktuellen Mitgliederstatistik hervor, die heute (7. März 2023) veröffentlicht wurde. Sie beruht auf der Basis der zum Stichtag 31.12.2022 vorliegenden Zahlen. Insgesamt sank die Mitgliederzahl um 3139 auf jetzt 159.309 Menschen in den 143 Kirchengemeinden. Damit liegt der Mitgliederverlust unter dem bundesweiten Durchschnitt aller evangelischen Kirchen, dieser liegt bei 2,9 Prozent. 2021 betrug der Mitgliederverlust 3135.

Die Zahl der Kirchenaustritte hat den bislang höchsten Stand erreicht: 2414 Menschen sind im vergangenen Jahr aus der Evangelisch-reformierten Kirche ausgetreten. 2021 waren es 1495. Den Austritten steht eine Anzahl von 238 Kircheneintritten gegenüber, eine leichte Steigerung gegenüber 2021.

Im dritten Jahr nacheinander ist die Zahl der Sterbefälle mit 2726 überdurchschnittlich hoch. Dies lässt sich mutmaßlich auch für das vergangene Jahr mit der in den Corona-Jahren ermittelten Übersterblichkeit erklären.

Die Zahl der evangelischen Taufen hat sich mit 936 gegenüber dem ersten Corona-Lockdown-Jahr 2020 zwar wieder deutlich erhöht, erreichte aber auch 2022 nicht das Niveau vor der Coronakrise. 2020 wurden nur 674 Menschen getauft, 2019 waren es 1241. Um Eltern, die in der Corona-Zeit ihre Kinder nicht haben taufen lassen, gezielt anzusprechen, startet die Evangelisch-reformierte Kirche noch in diesem Frühjahr eine Taufkampagne. Junge Familien sollen damit motiviert werden, das Fest der Taufe mit ihren Kindern zu feiern und auch ausgefallene Taufen nachzuholen.

7. März 2023
Ulf Preuß, Pressesprecher


Presseinformation der EKD

Anhaltend hoher Mitgliederverlust bleibt Herausforderung für evangelische Kirche

Kirchliche Angebote anpassen, Strukturen überarbeiten und junge Menschen für den Glauben gewinnen. Mit diesen Maßnahmen will die Evangelische Kirche in Deutschland (EKD) dem anhaltenden hohen Mitgliederverlust entgegentreten. Dazu haben die EKD und ihre Landeskirchen in den vergangenen Jahren umfassende Zukunfts- und Transformationsprozesse gestartet. „Die stetige Veränderung gehört zum Wesensmerkmal der evangelischen Kirche. Gegenwärtig sind besonders tiefgreifende Veränderungen zu gestalten“, bekräftigt die EKD-Ratsvorsitzende Annette Kurschus angesichts der heute vorliegenden Mitgliedschaftszahlen für das Jahr 2022.

Nach den aktuellen Berechnungen auf Basis der gemeldeten vorläufigen Zahlen aus den Gliedkirchen der EKD gehörten zum Stichtag 31.12.2022 insgesamt 19.150.000 Menschen einer der 20 Gliedkirchen der EKD an. Das sind rund 2,9 Prozent weniger als im Vorjahr. Im Jahr zuvor betrug der Rückgang 2,6 Prozent.

Die Zahl der Ausgetretenen liegt mit 380.000 rund ein Drittel höher als im Vorjahreszeitraum. Zweiter wesentlicher Faktor für die hohen Mitgliederverluste des vergangenen Jahres ist weiter die hohe Zahl der Sterbefälle, die mit 365.000 noch leicht über der des Vorjahres liegt. Die Aufnahmen liegen mit rund 19.000 auf Vorjahresniveau. Einen deutlichen Anstieg um 37 Prozent gab es im Vergleich zum Vorjahr bei den Taufen. Sie lagen mit 165.000 wieder auf dem Niveau der Vor-Corona-Jahre.

„Die jüngste Entwicklung der Mitgliedschaftszahlen ist bedrückend nicht zuletzt für alle, die sich haupt- und ehrenamtlich in der evangelischen Kirche engagieren“, so Kurschus. „Sie ist zugleich aber auch der Auftrag, die Hoffnungsbotschaft des Evangeliums noch stärker ins Zentrum zu rücken und auf sie zu setzen.“

Sorge bereitet der Ratsvorsitzenden vor allem der Anstieg der Kirchenaustritte. Laut einer im vergangenen Jahr vom Sozialwissenschaftlichen Institut der EKD (SI) veröffentlichten Studie zu den Austrittsgründen spielt für viele Ausgetretene die „Kosten-Nutzen-Abwägung“ ihrer Mitgliedschaft eine wesentliche Rolle bei der Entscheidung aus der evangelischen Kirche auszutreten. „Neben der Schaffung passgenauer Angebote für alle Generationen und Lebensphasen, muss es uns gelingen, auch den Wert deutlich zu machen, den die formelle Mitgliedschaft für unsere Gemeinschaft auf so vielen Ebenen, in der Stadt und auf dem Land und für die Gesellschaft insgesamt hat“, so Kurschus. „Ohne Seelsorge und Diakonie und ohne die gottesdienstlichen und gemeindlichen Angebote in den rund 20.000 Kirchen und Kapellen wäre das gesellschaftliche Klima ein anderes. Gerade in Zeiten von Krisen und Verunsicherung, wo viele Gewissheiten wegbrechen, braucht es die achtsamen Orte. Umso dankbarer bin ich für das Engagement unserer Haupt- und Ehrenamtlichen und für jede und jeden der mehr als 19 Millionen Christinnen und Christen, die mit ihrer Mitgliedschaft zur evangelischen Kirche in Zeiten des Umbruchs beitragen.“

Auch im Blick auf die Taufe will sich die evangelische Kirche künftig noch stärker engagieren. „Die Taufe ist das Herzstück des christlichen Glaubens“, so die EKD-Ratsvorsitzende Kurschus. „In ihr sagt Gott dem Menschen buchstäblich auf den Kopf zu, ihn ein Leben lang zu begleiten.“ Diese Zusage sei gerade in unsicheren Zeiten von besonderer Bedeutung, so die Ratsvorsitzende. Die evangelische Kirche wird in diesem Jahr am 24. Juni erstmals einen bundesweiten Tauftag feiern. Unter #deinetaufe lädt die evangelische Kirche an diesem Tag zu Tauffesten und Taufgottesdiensten ein, die sich auch an die Menschen richten, die während der Corona-Jahre keine Gelegenheit hatten, Taufe zu feiern.

Statistische Informationen: www.ekd.de/statistik

Informationen zum bundesweiten Tauftag: www.deinetaufe.de

Eine Übersicht über die Zukunftsprozesse der EKD finden Sie unter www.kirche-ist-zukunft.de.

Studie des Sozialwissenschaftlichen Instituts der EKD zu Austrittsgründen: siekd.de/portfolio/kirchenaustritte/


7. März 2023
Pressestelle der EKD

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