Mehr Geld für wirtschaftliche Zusammenarbeit

„Wir tun viel. Wahrscheinlich müssen wir aber noch mehr tun“: Beim politischen Nachtgebet am Samstagabend (3. Mai) zum Abschluss der Veranstaltungsreihe in der Evangelisch-reformierten Kirche Hannover hat sich der niedersächsische Ministerpräsident Stephan Weil (SPD) für mehr Mitmenschlichkeit und internationale Zusammenarbeit ausgesprochen. Für Deutschland sei nach dem Austritt der USA aus der Weltgesundheitsorganisation die „Verantwortung größer geworden, als sie vorher schon gewesen ist“, so Weil. „Es wird auch mit an Deutschland liegen, ob es irgendwie zumindest im Ansatz gelingen kann, diese Einschnitte zu kompensieren.“ Nach der Entscheidung der USA sei er deshalb „heilfroh“ gewesen, dass der „Versuch unterblieben ist, das Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit zu zerschlagen.“
In seiner Ansprache begründete Weil die Verantwortung Deutschlands mit einem Zitat des Jeremiah-Briefs: „Sucht der Stadt Bestes […]; denn wenn’s ihr wohlgeht, so geht’s euch auch wohl.“ (Jer 29,7) „Dieser Gedanke lässt sich das weiterführen“, so Weil. „Suche der Welt Bestes. Denn wenn es der Welt gutgeht, dann geht es auch uns gut.“ Und weiter: „Wenn wir aus zwingend notwendigen Gründen jetzt so viel Geld für die Verteidigung mobilisieren, wird dann nicht auch mehr Geld übrig bleiben können für das was, wovon andere Menschen in anderen Teilen der Welt dringend abhängig sind? Ich wünsche mir das sehr.“
Dagmar Pruin. Präsidentin des Hilfswerks Brot für die Welt, betonte im Nachtgebet, dass Ungerechtigkeit vor Gottes Angesicht nicht verborgen werden könne. „Das Licht des Angesicht Gottes macht immer auch das Unrecht sichtbar“, so Pruin. Das Unrecht werde vor dem Angesicht Gottes nicht ausgeblendet sondern ausgeleuchtet.
Hamira Kobusingye, Gründerin von Climate Justice Africa, sprach sich für mitmenschliche Solidarität aus. „Gerechtigkeit bedeutet für mich nicht nur zu reparieren, was zerbrochen ist, sondern mutig neu zu entwerfen, was sein könnte“, so Kobusingye. „Systeme, die auf Fairness beruhen, Gemeinschaften, die auf Würde aufgebaut sind und eine Zukunft, in der das Leben mehr wert ist als der Profit.“
In einem deutsch-ungarischen Abendmahlsgebet am Freitagsabend betonte Bernd Becker, Moderator des Reformierten Bundes die Rolle der Kirchen, für soziale Gerechtigkeit einzustehen. „Aus meiner Sicht gehört das zur DNA der Kirche.“ Oft werde Kirche vorgeworfen, sie sei zu politisch. „Gerechtigkeit meint aber nicht nur Parteipolitik. Sondern es geht darum, Probleme anzupacken.“ Kirchen dürften deshalb auch keinen Fall damit aufhören, sich für soziale Gerechtigkeit einzusetzen.
Becker betonte aber auch die Verantwortung jedes Einzelnen angesichts zunehmender sozialer Probleme in Deutschland. „In unserem Land kümmern sich Staat und große Träger wie die Kirchen schon um viele Probleme wie zum Beispiel Armut, Migration, Bildung und Pflege“, so Becker. „Ich glaube deshalb tatsächlich, dass die Menschen hier ein bisschen verwöhnt sind. Aber ich glaube auch, dass die Menschen immer mehr merken: Das alleine reicht nicht.“
Zum Deutschen Evangelischen Kirchentag 2025 fand in der Evangelisch-reformierten Kirche an der U-Bahnstation Waterloo in Hannover unter dem Motto „Mut zu Waterloo – Reformiertes und Meer“ eine Veranstaltungsreihe zu Mut und Beherztheit als persönliche, politische wie auch gesellschaftliche Verantwortung statt. Die Reihe war eine Kooperation der Bremischen Evangelischen Kirche, der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Oldenburg, der Diakonie in Niedersachsen, der Diakonie Bremen, Brot für die Welt, der Norddeutschen Mission, der Evangelisch-altreformierten Kirche in Niedersachsen, der evangelisch-reformierten Kirchengemeinde Hannover und dem Reformierten Bund. Zur Veranstaltungsreihe gehörten gemeinsame Abend- und Mittagsgebete, politische Nachtgebete und Konzerte.
4. Mai 2025
Isabel Barragán, Reformierter Bund
