Mahnung zu sozialer Gerechtigkeit

Gottesdienst in der Altreformierten Kirche (Foto: Johann Vogel)

Kirchenpräsidentin Susanne Bei der Wieden hat angesichts der grassierenden Inflation und der damit einhergehenden massiv steigenden Lebenshaltungskosten davor gewarnt, die soziale Gerechtigkeit aus dem Blick zu verlieren. „Die Herausforderungen unserer Zeit treffen die armen Menschen härter“, sagte Bei der Wieden am Sonntag, 19. Juni,  bei einem Gottesdienst in Veldhausen bei Nordhorn. Ursprünglich war die Veranstaltung als Open-Air-Gottesdienst auf dem Mühlenhof in Veldhausen geplant, doch am Morgen einsetzender Regen machte eine Verlegung in die altreformierte Kirche erforderlich. An dem ökumenischen Gottesdienst beteiligten sich evangelisch-reformierte, altreformierte, katholische und evangelisch-lutherische Gemeinden der Region.

Die Armut habe in den vergangenen Jahren zugenommen. „Und sie wird weiter zunehmen“, führte die Kirchenpräsidentin aus. „Wir müssen aufpassen, dass bei allen guten Sozialsystemen, die wir immer noch haben, dabei die Lebenswelt armer Menschen nicht einfach aus dem Blick gerät.“ Beispielhaft für die gesellschaftliche Fehlentwicklung sei das vom Bund geplante Energiegeld von 300 Euro, das an die Einkommensteuererklärung gebunden ist. Regelungen wie diese gingen an denen vorbei, die es nötig hätten wie Rentner, Studierende oder Geringverdienende.

Bei der Wieden appellierte an die Gottesdienstbesucher, sich die Armut vor der eigenen Haustür bewusst zu machen. „Ein Blick der Liebe, etwas mehr Achtsamkeit, hier und da richtige Worte - und Türen und Grenzen werden sich öffnen, verschlossene Gesichter werden aufstrahlen.“

Grundlage der Predigt der Kirchenpräsidentin waren die Verse 19 bis 31 aus dem Kapitel 16 des Lukasevangeliums, die Erzählung Jesu vom reichen Mann und dem armen Lazarus. Lukas, der „geniale Schriftsteller“ nennt den Armen vor der Tür Lazarus. Schon die Tatsache, dass allein der Arme einen Namen hat, finde sie bedeutend, führte Susanne Bei der Wieden aus. Das sei nämlich anders als im Leben sonst: „Die Reichen, die Mächtigen, die Klugen, die Bedeutenden – die haben Namen. Die Armen, die Flüchtlinge, die Straftäter, die sind meistens eine namenlose Masse. Zahlen, die zu verwalten, zu verteilen, zu versorgen sind.“

20. Juni 2022
Johann Vogel/epd

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