„Es besteht zunächst Beratungsbedarf“

Gottesdienst mit Abstand und Maske in Hannover (Foto: Jens Schulze)

Die Evangelisch-reformierte Kirche wird auf den in der Nacht von Montag auf Dienstag von der Bund-Länder-Konferenz angekündigten Oster-Lockdown nicht sofort mit Empfehlungen für ihre Gemeinden reagieren. „Nachdem wir von der Bitte der Bund-Länder-Konferenz überrascht wurden, über Ostern generell auf Präsenz-Gottesdienste zu verzichten, besteht zunächst Beratungsbedarf. Wir gehen gemeinsam mit anderen Kirchen in die Gespräche mit der Bundesregierung sowie dem Land Niedersachen“, so Kirchenpräsident Martin Heimbucher.

Gestern Abend, am 23. März haben die leitenden Theologen der evangelischen und katholischen Kirchen in Niedersachsen eine geneinsame Erklärung zum Beschluss der Bundeskanzlerin und der Regierungschefinnen und Regierungschefs der Länder zur Corona-Pandemie verfasst.

"Ostern ist das älteste und zugleich das zentrale Fest der christlichen Kirchen, das für die Kultur unserer Gesellschaft prägend ist. Karfreitag und Ostern bringen die tiefgreifenden Erfahrungen menschlichen Lebens zur Sprache: Leiden, Sterben und Tod ebenso die Hoffnung auf ein Leben, das stärker ist als der Tod, ist die christliche Botschaft. Wir vertrauen auf einen Gott, der das Leben stark macht. Dies kann Hoffnung und Vertrauen gerade in der aktuellen Situation geben und Mut machen, solidarisch zu handeln, um die Pandemie gemeinsam zu überwinden. Dazu wollen die Kirchen mit Gottesdiensten und Seelsorge einen Beitrag für die Gesellschaft leisten.

Seit Wochen bereiten unsere Gemeinden die Gottesdienste von Palmsonntag bis Ostermontag vor und überlegen sich unterschiedliche Formate, die Botschaft von Kreuz und Auferstehung weiterzugeben: Gottesdienste in Kirchen und im Freien, Live Stream Gottesdienste, Haustür-Aktionen, Andachten auf Treckern und an Straßenkreuzungen. In Kirchen sind Kreuzwege zu sehen und werden Ostergärten aufgebaut für Gebet und Meditation von Einzelnen. Dabei ist es wie bisher und zuletzt auch an Weihnachten oberstes Ziel, alles zu tun, um Infektionen zu verhindern. Es sind sehr detaillierte Hygienekonzepte vor-handen und werden strikt angewandt. Wir werden aktuell diese Konzepte und die geplanten Gottesdienstformate eingehend anhand der Anforderungen des Landes überprüfen. Unsere Erfahrungen zeigen, dass sich diese Konzepte bewährt haben.

Wir sind irritiert darüber, aus den Medien erfahren zu müssen, dass die Kirchen gebeten sind, von Gründonnerstag bis Ostermontag ausschließlich digitale Gottesdienste zu halten. Als Kirchen sind wir uns unserer gesellschaftlichen Verantwortung sehr bewusst und leisten an vielen Stellen dazu selbstverständlich gerade in dieser Situation unseren Beitrag.

Die Freiheit der Religionsausübung ist ein hohes Gut. Für viele Menschen kommt sie im persönlichen Erleben des Gottesdienstes und der Atmosphäre des Kirchenraumes zum Ausdruck. Im Sinne der Eigenverantwortlichkeit der Kirchen ist es unser Ziel, im Rahmen der bisherigen Regelungen der niedersächsischen Corona-Verordnung auch über Ostern Gottes-dienste sowohl präsentisch als auch digital zu feiern. Wir legen Wert darauf, dass die Wahl der Formate und die konkrete Ausgestaltung der Gottesdienste weiter in der Eigenverantwortung der Kirchen bleibt. Für viele Menschen ist der Besuch von Gottesdiensten gerade in dieser Zeit ein besonderes Bedürfnis. Das lokale Infektionsgeschehen wird bei der Entscheidung über die Gottesdienstformate immer berücksichtigt und dazu das einvernehmliche Gespräch mit den kommunalen Behörden gesucht werden.

Das von der Landesregierung angebotene Gespräch werden die Vertreter*innen des Katholischen Büros und der Konföderation wahrnehmen und auf dieser Linie zu einer einvernehmlichen Lösung zu kommen versuchen."


24. März 2021
Ulf Preuß, Pressesprecher

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